Mittwoch, 27. November 2013

Projekt Hausbau



Hallo ihr Lieben daheim,

Ich hab Euch ja schon mal erzählt, wie sehr die Armut mich hier beschäftigt und heute möchte ich Euch von einem Projekt erzählen, was wir Freiwillige hier gestartet haben.
Es ist cool, wenn Ihr euch kurz dafür Zeit nehmt :)

Vor einiger Zeit ist in einem Gespräch mit der Direktorin rausgekommen, dass ein sehr guter Freund von uns, Brahian, zu den ärmsten Schüler der Schule gehören. Uns war das überhaupt nicht bewusst und hat uns wirklich geschockt.
Sie leben zu siebt, eine alleinerziehende Mutter mit sechs Kindern, in einer kleinen Holzhütte in der die Familie samt ihrer paar Habseligkeiten kaum genügend Platz findet. Kein Platz, keine Küche, 3 Matratzen für 7 Personen, einfach kein Platz zum Leben. Ich habe mit der Sozialarbeiterin die Familie bei sich zu Hause besucht und ich musste wirklich mit den Tränen kämpfen. Man kann sich das einfach nicht vorstellen.




Wir wollen der Familie helfen und haben den Plan gefasst, der Familie ein neues Haus zu bauen.
Zuerst klang das alles recht utopisch. Da kommen ein paar Deutsche und wollen ein Haus bauen, aber hey, man soll ja bekanntlich groß träumen ;)
Es haben sich bisher schon einige Türen geöffnet und wir stecken schon mitten drin.
Hier in Paragauy gibt es eine Organisation namens Habitat, die eben solchen Familien ein neues kleines zu Hause ermöglicht. Wir werden mit dieser Organisation zusammen arbeiten.
Habitats Ziel ist es jedoch nicht einfach nur Häuser zu bauen, sonder auch Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Ihnen ist es ein Anliegen, dass die Familien Arbeit finden und den Umgang mit Haushalt und Finanzen erlernen, um ihr Haus dann selbst bewirtschaften zu können.
Die Familie ist dann in der Lage das Haus in monatliche Raten ab zu bezahlen. Da der Stolz hier in der Kultur eine wichtige Rolle spielt, ist es wichtig, dass die Familie sagen kann: Das ist unser Haus, das wir bezahlt haben!

Das Entscheidende ist nun, dass wir ein Grundstück kaufen, worauf dann das Haus für Brahians Familie gebaut werden kann. Wir haben schon ein passendes Grundstück für die Familie gefunden, das umgerechnet etwa dreitausend Euro kostet.
Für ein Grundstück ist das zwar nicht viel, aber für uns ist es doch eine Menge Geld und ein riesen Projekt. Mir ist es wirklich ein Herzensanliegen und ich freue mich riesig, wenn ihr auch ein Teil davon werdet. Auch wenn Ihr das alles nur von so weit weg mitbekommt, möchte ich Euch um Unterstützung bitten.  
Hier in Paraguay geht alles ziemlich zackig und so haben wir gestern schon die erste Anzahlung gezahlt und müssen in 2 Wochen den Rest bezahlen. Also, wem es auch ein Anliegen ist dieser Familie zu helfen, kann uns gerne finanziell dabei unterstützen (bis spätenstens zum 10.12.). Es wäre wirklich ein Segen, wenn sogar mehr als 3000 Euro zusammen kommt, denn so können wir der Familie auch Möbel ermöglichen.

Gott ist genial und hat uns bisher so sicher in dem ganzen Prozess geleitet, dass ich mir sicher bin, Er hat Großes mit der Familie und diesem Projekt vor.  

Also, ihr Lieben, jetzt schon einmal ein Riesen Dankeschön an Euch!
Die aller liebsten Grüße gehen an Euch, eure Lisa

Konto:071582100
BLZ: 50070024
Deutsche Bank
Gastón J. Guzman F. und Frau Mónica H. de Guzman
Verwendungszweck: Projekt Brahian

Montag, 18. November 2013

Dies und Das



Hallöchen ihr Lieben :)
Hier kommen wieder ein paar Eindrücke von meinem Leben hier unten in Paraguay. Kaum zu glauben, dass gerade November ist und es bei Euch langsam weihnachtlich wird. Hier wird es immer wärmer und ich bekommen Angst vorm Sommer. Wenn der Frühling schon so heiß ist, wie wird es dann erst im Januar?! :D Bei 35° hab ich hier absolut Null Weihnachts-Gefühl, aber ok. Ich genieße die Wärme und die Sonne. Es ist so schön jeden Tag aufzustehen und die Sonne scheint. Doof an der Sache ist, dass mit der Wärme auch immer mehr Kakerlaken aus ihren Löchern kommen. Immer wieder findet man die kleinen lieben Freunde im Bad oder im Flur. Letzte Woche habe ich auch endlich meine erste Schlange hier gesehen. Auch wenn sie nicht sehr groß war, immer hin eine richtige Schlange! ;)

In 2 Wochen hört die Schule auf und 2 Monate Ferien warten auf uns. Wobei wir in den Ferien auch viel arbeiten müssen. Es muss alles gestrichen, geputzt und repariert werden. Das macht bei der Hitze bestimmt richtig Spaß ;) Es wird bestimmt komisch so lange allein auf dem Gelände zu sein. Ich hab mich schon so an das laute Gewusel und das bunte Leben hier gewöhnt, dass es bestimmt merkwürdig ist, wenn plötzlich alles ruhig wird.
Man merkt jetzt schon, wie sehr alles aufs Ende zu geht. Viel Unterricht fällt aus und ich hab viel frei ;) Letzte Woche musste ich mit meinen Kursen die Abschluss-Examen schreiben. Es ist auf jeden Fall ein witziges Gefühl, mal auf der anderen Seite zu sitzen. Ich fühl mich richtig groß, wenn ich Klausuren korrigiere und Punkte gebe ;) Ich verstehe die Sorgen von Lehrern immer besser und nehme alles, was ich früher an Lehrern aus zusetzten hatte, schuldbewusst zurück ;) Im nächsten Schuljahr will ich einiges besser machen. Meine kleine Englisch-Klasse ist mir bis zum Ende eher auf den Tischen getanzt, anstatt was zu lernen. Es wurde zwar immer besser, aber gut konnte man das nicht nennen. Im nächsten Jahr muss ich auf jeden Fall strenger sein ;) Aber es hat mir trotzdem Spaß gemacht und war schon jetzt eine gute Erfahrung.
Ich war die Woche wieder mit der Sozialarbeiterin auf Hausbesuchen, was wieder mega interessant war. Es ist crass die Geschichten der Familie zu hören, aber umso cooler ist es zu sehen, wie die Familien sich freuen, wenn man ihnen sagen kann, dass ihrem Kind durch eine Patenschaft Schulbildung ermöglicht wird!

Hier sind ein paar Bilder von der Schule und von der Guarderia, der Kindertagesstätte, wo ich arbeite. Auch wenn das Unterrichten mir deutlich mehr Spaß  macht, ist es auch dort echt cool. Wo man langsam immer mehr versteht, was die Kinder von einem wollen, ist es doch deutlich leichter ;) 







Ich hatte letztens wieder ein witziges Bus-Erlebnis. Wir sind nach Asunción gefahren. Mit dem Bus fährt man ungefähr eine Stunde. Dass die Busse hier alle nicht wirklich komfortabel sind, weiß ich ja, aber dieser Bus hat nochmal einen drauf gesetzt. Es war eine seehr sehr ruckelige und laute Angelegenheit und ich hatte wirklich das Gefühl, noch 5 Minuten länger und der Bus fällt zusammen. Das Gefühl hatte der Busfahrer anscheinend auch und ist vielleicht deswegen so gerast, um noch viele Kilometer zu schaffen ;) Etwas beängstigend.. Jedenfalls war ich gerade in Gedanken, als es mega laut krachte und einfach mal ein Fenster neben mir  komplett zerbrochen ist. Ich weiß nicht, wie das funktioniert hat, aber plötzlich war da ein Fenster weniger in den Scheiben und Millionen von Scheiben sind durch den Bus geflogen. Gott sei Dank, saß an dem Fenster keiner, sonst hätte das noch ein böses Ende genommen.. Den Busfahrer hat das keine Sekunde lang gestört und ist weiter gedüst.. Jaja, so ist Paraguay! 

Damit ihr euch ein bisschen besser vorstellen könnt, wie es hier unten so ist, sind hier einfach mal ein paar Bilder vom Land.
LIEBSTE GRÜßE AN EUCH :)











Mittwoch, 16. Oktober 2013

Argentinien/Brasilien



Iguazu

Letzte Woche mussten wir schon das erste Mal ausreisen, da unser Visum nur für 3 Monate gültig ist. Wir sind zu den Iguazu-Wasserfällen nach Argentinien/Brasilien gefahren und hatten super tolleTage. Die Wasserfälle zählen zu den 7 Naturwundern der Welt und sind unglaublich beeindruckend. Auch wenn es in Wirklichkeit noch viel cooler aussieht, zeigen die Bilder ganz gut, wie toll es war.
Ich hab den Urlaub sehr genossen! Auch wenn die Arbeit mega Spaß macht, sind so paar freie Tage doch was Schönes. Trotzdem freue ich mich jetzt
wieder, hier in der hood in Nandejara zu sein :)











Ich kann nur noch einmal sagen, wie froh ich bin, Euch als Freunde und Familie zu haben! Ihr seid spitze!
Die aller liebsten Grüße gehen an Euch, eure Lisa :)

Kultur

Land und Leute 
 
Tolle Menschen, süße Kinder, Korruption, viel Tradition, Sonne, Dreck und Armut. Das ist Paraguay!
Nach fast 3 Monaten habe ich mich jetzt so langsam an die Kultur und die Lebensweise hier gewöhnt und kann Euch ein bisschen berichten, wie das Leben hier so läuft:
Nicht nur, dass man hier an Türen nicht klopft sondern klatscht, dass man erst um 22 Uhr zu Abend ist und dass es ganz normal ist gepflegt ein Mittagsschläfchen zu machen, nein, hier ist wirklich alles anders. Es ist mega spannend zu sehen, wie unterschiedlich Menschen leben und ticken.

Die Menschen hier sind richtig cool drauf. Super chillig, entspannt, herzlich und freundlich. Alle sehen hier alles gelassen. Während wir Deutschen so zielstrebig und perfektionistisch sind, ist hier alles egal. Man kann sich leider deswegen auch auf wenig verlassen. Naja, Selbstinitiative ist gefragt ;) Die Paraguayer sind auf jeden Fall die größten Chiller der Welt ;) Hier war letztens die große 30-Jahrfeier der Schule, wozu 2000 Leute eingeladen wurden. Ein ziemlich großes Event also, was natürlich viel Arbeit bedeutet. Dabei ist mir wieder aufgefallen, wie groß doch der Unterschied zwischen Deutschland und Paraguay ist. Keiner hier hatte wirklich nen Plan und es lief viel drunter und drüber. Struktur und Organisation kennen die hier nicht..
Da hier alles ohne Plan abläuft, lebe hier die Spontanität. Warum auch vorher schon irgendetwas festlegen oder planen?! Es ist trotzdem faszinierend, wie viel die Paraguayer, dann in den letzten Momenten noch alles schaffen können.
Die Menschen sind hier einfach nicht leistungs- sondern beziehungsorientiert. Auch wenn die Arbeit oft darunter leidet, liebe ich es. Ich habe das Gefühl alle Menschen lieben sich hier. Auch wenn die Paraguayer sich was von unserer Arbeitsmoral abgucken könnten, könnten wir etwas von ihrer Gastfreundschaft und Herzlichkeit lernen. „Mein Haus ist dein Haus.“ Diesen Satz hört man hier echt oft und es ist so schön, sich so willkommen zu fühlen.

So toll Paraguay auch ist, so schlimm ist es aber auch, wie viel Armut es hier gibt. Wie die Menschen hier leben, kann man vorne und hinten nicht mit Deutschland vergleichen.
Hier in der Schule sieht man die Armut wenig, da alle Uniform tragen, aber wenn man genauer hinschaut ist es nicht mehr zu übersehen. So viele Menschen haben Nichts, leben in kleinen Hütten und müssen ums Überleben kämpfen. Dieses ganze Thema hat mich im letzten Monat viel beschäftigt und echt mitgenommen.
Wir können so dankbar sein, wie gut es uns in Deutschland geht. Selbst wenn man in Deutschland nicht viel hat, kippt man nicht um, weil man Hunger hat und so lange nichts mehr gegessen hat. Deutschen Kindern fehlen auch nicht sämtliche Zähne, weil sie vielleicht noch nie eine Zahnbürste gesehen haben. Ach, ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie crass es ist. Man kennt zwar die Bilder aus dem Fernseher, aber wenn man das alles direkt vor sich sieht, ist es doch etwas ganz anderes..
Wenn ich 10-jährige Kinder sehe, die jeden Tag Stunde um Stunde im Supermarkt arbeiten oder Kinder, die noch so spät nachts auf den Straßen Bonbons verkaufen, anstatt zu Hause zu sein, dann würde ich am liebsten heulen. 

Umso cooler ist es, dass wir hier ganz konkret helfen und einen Unterschied machen können. Es ist so leicht, den Menschen hier eine Freude zu machen und uns kostet es nicht viel. Ich bin mir sicher, Gott hat hier noch Einiges und Großes mit uns vor!! 

Donnerstag, 5. September 2013

Campamento



Campamento 013

Mein absolutes highlight in der letzten Zeit war das campamento. Die Mittel- und Oberstufe fahren jeweils für drei Tage auf Klassenfahrt in eine Art Jugendherberge hier in der Nähe. Wir 5 Deutsche durften und sollten alle mit fahren. Zuerst haben sie uns (logischerweise) 3 zu 2 aufgeteilt, doch dann wurde mir relativ spontan gesagt, dass sie das geändert hätten und ich jetzt allein auf das große campamento fahren würde und die Anderen zusammen auf das Kleine. Die Logik der Paraguayer werde ich wohl nie so ganz verstehen;)
Jedenfalls bin ich dann am Montag mit der Oberstufe zusammen aufgebrochen. Wir sind 2-3 Stunden mit einem Bus zu dem camp hingefahren. Man kann sich das allerdings nicht so wie bei uns -mit einem komfortablen Reisebus oder so- vorstellen. Ein guter alter Klapperbus, alle Koffer hinten irgendwie auf die Sitze, alle Schüler rein und los.
Die drei Tage wurden dann mit Spielen, Gottesdienst, Galaabend für die Abgänger, Lagerfeuer und viel Essen gefüllt. Es gab 10 Teams, die in verschiedenen Disziplinen gegeneinander antreten mussten: Wettkämpfe, Geländespiele, Wasserschlachten... Man kann das Ganze vorne und hinten nicht mit deutschen Klassenfahrten vergleichen. Mich hat das Ganze eher an Sommerlager erinnert. Ich war echt geflasht, wie sehr die Paraguayer auf das Alles abgegangen sind. Deutsche Oberstufenschüler hätten wahrscheinlich nur kurz gelacht, wenn ihnen jemand gesagt hätte, sie sollen im Dreck komische Spielchen machen....

















 



Wir hatten 2 Animateure dabei, die das ganze geleitet und moderiert haben. Die beiden waren auf jeden Fall die größten Spaßvögle. Ich fand deren Pantomime schon super witzig, wenn man dann noch versteht, was die singen und sagen… Das muss witzig gewesen sein ;) Alle hatten jedenfalls viel Spaß. 
  

Wir haben mit 19 Mädels in nem 16er-Zimmer geschlafen, was zwar sehr eng, aber auch sehr amüsant war:D Nur zum Schlafen ist man nicht gekommen. In der zweiten Nacht ist es hier Tradition, dass die Jungen singend und Gitarre spielend herum ziehen und vor den Fenstern der Mädchen Liebeslieder singen. Hihi ;) Die Mädels haben also die halbe Nacht gewartet, dass sie Jungen kommen, dann kamen sie und dann war man ja sowieso schon wach, dass sich schlafen nicht mehr lohnt. Demnach haben wir so gut wie gar nicht geschlafen. Es war aber super cool, die Mädels näher kennen zu lernen. Jetzt fühl ich mich zwar noch weniger wie deren Lehrerin, aber das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler ist hier ja sowieso viel freundschaftlicher. Außerdem bin ich ja auch nur eine voluntaria ;)


Ich bin im Nachhinein froh, dass ich allein gefahren bin. So hab ich mehr Spanisch geredet (denn mit dem Spanischen ist es immer noch nicht ganz so cool), ich hab die Schüler und die anderen Lehrer besser kennen gelernt und es ist auch ganz gut, nicht alles zusammen zu machen. Wenn man so viel als Deutsche gemeinsam macht, ist es auch schön, mal allein zu sein. Die Tage waren richtig schön und es ist sehr schade, dass es schon wieder vorbei ist.
 
Ansonsten läuft hier alles seinen Weg. Ich bin jetzt erst einmal noch 2 Tage allein hier, da die anderen noch unterwegs sind. Ich muss Einiges von deren Aufgaben übernehmen, daher freu ich mich auch schon aufs Wochenende. 
Wahnsinn, heute bin ich genau 50 Tage von zu Hause weg. Die Zeit vergeht so schnell. Aber bisher beruhigend mich das eher, anstatt dass ich schon trauere, auch wenn es mir hier super gut geht :) 

Liebste Grüße gehen an Euch, eure Lisa